Jod und Selen sind zwei essentielle Spurenelemente, die eine zentrale Rolle für die Schilddrüsengesundheit, den Stoffwechsel und das hormonelle Gleichgewicht spielen. Während Jod hauptsächlich für die Bildung von Schilddrüsenhormonen benötigt wird, ist Selen entscheidend für deren Aktivierung und Schutz vor oxidativem Stress. Eine ausreichende Versorgung mit beiden Mikronährstoffen ist daher besonders wichtig – vor allem für Frauen, die häufiger von Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto betroffen sind.
Welche Lebensmittel enthalten Selen und Jod?
Jodhaltige Lebensmittel stammen hauptsächlich aus dem Meer oder aus jodierten Produkten:
- Meeresfische (z. B. Kabeljau, Seelachs, Schellfisch)
- Meeresalgen (mit Vorsicht dosieren!)
- Jodsalz und damit hergestellte Produkte (z. B. Brot, Fertigsuppen)
- Milch und Eier – je nach Fütterung der Tiere
Selenhaltige Lebensmittel finden sich vor allem in pflanzlichen Quellen – abhängig vom Selengehalt des Bodens – sowie in tierischen Produkten:
- Paranüsse (hoher Gehalt: 1–2 Nüsse decken oft den Tagesbedarf)
- Fisch, Eier, Leber
- Sonnenblumenkerne, Linsen, Haferflocken
Wichtig: In Mitteleuropa sind sowohl Jod- als auch Selenmangel keine Seltenheit, da die Böden relativ arm an diesen Spurenelementen sind. Besonders bei einer veganen oder stark verarbeiteten Ernährung kann es zu Nährstoffmangel kommen.
Wann Jod und Selen einnehmen?
Die gleichzeitige Einnahme von Jod und Selen kann sinnvoll sein, da sie im Körper eng zusammenarbeiten: Jod wird für die Hormonproduktion benötigt, während Selen die Schilddrüse vor Schäden durch freie Radikale schützt, die bei der Hormonbildung entstehen.
Die Einnahme von Jod + Selen wird empfohlen:
- bei Schilddrüsenunterfunktion oder diagnostiziertem Hashimoto, unter ärztlicher Begleitung;
- bei Kinderwunsch oder hormonellen Schwankungen;
- bei Müdigkeit, Gewichtszunahme, trockener Haut oder weiteren Jodmangel-Symptomen bei Frauen;
- bei unausgewogener Ernährung oder veganer Ernährung.
Selen wann einnehmen? Am besten morgens oder mittags auf nüchternen Magen oder zu einer leichten Mahlzeit – nicht zusammen mit Vitamin C, da dies die Selenaufnahme hemmen kann.
Was bewirkt Jod + Selen?
Unterstützung für Schilddrüse, Hormonbalance und Psyche
Jod ist unverzichtbar für die Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4, die den gesamten Energiestoffwechsel steuern. Tatsächlich kann ein Jodmangel zu Symptomen wie Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen oder depressiver Verstimmung führen – ein Aspekt, der oft unterschätzt wird.
Selen wiederum schützt die Schilddrüse, unterstützt die Umwandlung des inaktiven T4 in das aktive T3 und wirkt entzündungshemmend, was vor allem bei Hashimoto-Thyreoiditis von Bedeutung ist. Auch in der Hashimoto-Ernährung gilt Selen als unterstützender Mikronährstoff.
Einfluss auf Gewicht und Stoffwechsel
Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen kann zu unerwünschter Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen und verlangsamtem Stoffwechsel führen. Studien zeigen, dass Selen einen positiven Einfluss auf das Gewicht und die Energieverwertung haben kann, insbesondere bei subklinischer Schilddrüsenunterfunktion.
Selen und Aminosäuren: Unterstützung bei Hashimoto?
Einige neuere Erkenntnisse weisen darauf hin, dass Selen in Kombination mit bestimmten Aminosäuren (z. B. Tyrosin oder Carnitin) bei Schilddrüsenerkrankungen unterstützend wirken kann. Diese Verbindungen spielen eine Rolle bei der Hormonproduktion und der Zellfunktion, weshalb auch das Thema Hashimoto + Aminosäuren zunehmend in den Fokus rückt.
Selen und Jod: Nebenwirkungen durch Überdosierung vermeiden
Obwohl Selen wichtig ist, kann eine Überdosierung Nebenwirkungen verursachen – etwa Übelkeit, Haarausfall, brüchige Nägel oder in sehr hohen Dosen sogar toxische Effekte. Deshalb sollten Selenpräparate nicht dauerhaft hochdosiert eingenommen werden, sondern am besten unter ärztlicher Kontrolle.
Auch für Jod gilt die Regel: Nicht übertreiben. Insbesondere bei bereits bestehenden Schilddrüsenerkrankungen oder genetischer Prädisposition kann eine zu hohe Jodzufuhr Beschwerden verschlimmern – daher ist eine individuelle Dosierung ratsam.
Fazit
Jod und Selen sind essenzielle Spurenelemente, die gemeinsam eine Schlüsselrolle für die Schilddrüsengesundheit, den Energiestoffwechsel und das hormonelle Gleichgewicht spielen. Insbesondere Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto profitieren oft von einer gezielten Versorgung – vorausgesetzt, die Dosierung ist individuell angepasst und ärztlich begleitet.
Eine Kombination aus jod- und selenreichen Lebensmitteln sowie hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln kann helfen, Versorgungslücken zu schließen und typische Beschwerden wie Müdigkeit, Gewichtszunahme oder depressive Verstimmungen zu lindern. Dabei gilt: Weniger ist manchmal mehr – Qualität, Bioverfügbarkeit und richtige Dosierung sind entscheidend.
Literaturverzeichnis
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